Brand- und Personenschutz
Druckgase sicher lagern und bereitstellen
In Laboratorien werden brennbare, brandfördernde und toxische Gase für eine Vielzahl von Anwendungen verwendet. Bereitstellung und Entnahme erfolgen über entsprechende Druckgasflaschen, die sicher gelagert werden müssen.
Durch ihren Überdruck und ihren Inhalt stellen sie ein erhebliches Gefahrenpotential dar. Aufgrund dieser Eigenschaften gilt es, besondere Sicherheitsvorkehrungen bei der Herstellung, Lagerung und Verwendung von Druckgasen zu beachten. Da die Vielfalt an Umsetzungsmöglichkeiten stetig zunimmt, entwickeln sich die Planungen dafür zu einer immer komplexeren Aufgabe.
Rechtliche Grundlagen
Für den sachgerechten Umgang zur Lagerung von Druckgasflaschen gelten eine Vielzahl an Verordnungen und Technischen Regeln, die einzuhalten sind (siehe Infobox). Im Rechtstext der Technischen Regeln für Gefahrstoffe, TRGS 510 „Lagerung von Gefahrstoffen in ortsbeweglichen Behältern“, sind unter anderem diese technischen Vorgaben zu finden. Sie gelten für Mengen ab 2,5 Liter und schreiben eine brandgeschützte Aufbewahrung vor. Die Anforderungen der TRGS können durch einen geeigneten Lagerraum, einer Aufbewahrung im Freien oder in Arbeitsräumen durch einen Sicherheitsschrank umgesetzt werden. Letzteres war bis 2006 in Sicherheitsschränken nach DIN 12925-2 möglich, die eine maximale Feuerwiderstandsfähigkeit von 20 Minuten einzuhalten hatten. Mit der Einführung der Europäischen Norm für Gasflaschenschränke DIN EN 14470-2 verschärften sich die Auflagen und erhöhte sich das geforderte Schutzniveau: Die bislang geforderte Feuerwiderstandsfähigkeit von 20 Minuten ersetzten vier neue Typklassen. Sie reicht nun bis zu 90 Minuten Brandschutz. Damit bieten Lagerräume und Typ-G90-Sicherheitsschränke ein vergleichbares Schutzniveau.1
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Bauplaner, Sicherheitsbeauftrage und Nutzer können so individuell entscheiden, welche Anforderungen für ihre Gegebenheiten am besten geeignet sind: Denn beide Möglichkeiten bieten Vor- und Nachteile.
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Zentrale versus dezentrale Lagerung
Bei einem zentralen Versorgungssystem lagern alle benötigten Druckgasbehälter an einem definierten Ort im Gebäude oder Außenbereich. Ein festinstalliertes Rohrleitungsnetz sorgt für die Gaszufuhr an die entsprechenden Verbraucherstellen im Arbeitsraum. Im Gegensatz dazu sind bei einer dezentralen Gasversorgung einzelne, kleine Versorgungseinheiten direkt oder in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsplatz aufgestellt.
Werden alle Vorräte an einem einzigen Ort gelagert, ist die Überwachung und Kontrolle einfacher und auch die Lagerkapazität größer.2
Im Gegensatz dazu haben Sicherheitsschränke eine kleinere Lagerkapazität, können jedoch direkt in Arbeitsplatznähe aufgestellt werden. So ist eine Überwachung des Gasvorrates bequem im Arbeitsraum möglich und die Rohrleitungen zur Entnahmestelle sind extrem kurz. Das spart Materialkosten und minimiert das Leckagerisiko – vor allem beim Einsatz von korrosiven Gasen. Sicherheitsschränke bieten ferner Vorteile durch ihre Flexibilität: Es entfallen teure Baumaßnahmen zur Installation und Instandhaltung von Rohrleitungen, die bei einer Gaszufuhr von einem externen Lagerraum entstehen.
Bei der dezentralen Lagerung lassen sich zudem unkompliziert Anpassungen an wechselnde Nutzungsanforderungen vornehmen. Auch die Inneneinrichtung ist ohne Vorgaben gestaltbar: Je nach Nutzung sind Schrankbreite und Sonderausstattungen frei wählbar. Zusätzlich entfallen die Schutzbereiche um die Flaschen – so kann ein Schrank direkt neben einem Laborabzug oder einer Werkbank platziert werden. Demgegenüber sind in Lagerräumen Schutzbereiche erforderlich, wenn nicht auszuschließen ist, dass etwa beim Wechsel von Anschlussleitungen geringe Mengen von Gasen freiwerden.
Installationsmöglichkeiten
Im G90-Druckgasflaschenschrank werden Druckgasflaschen mit entzündbaren oder toxischen Gasen in Arbeitsräumen eingelagert, häufig auch zur Entnahme an Druckgasarmaturen angeschlossen und über Rohrleitungen zur Entnahmestelle geführt. Asecos, Hersteller von Sicherheitsschränken gemäß DIN EN 14470 Teil 1 und 2, hat eine Lösung entwickelt, um dem Nutzer einen schnellen Überblick über die gelagerten Druckgasflaschen zu ermöglichen: Über ein Sichtfenster aus Brandschutzglas kann die Kontrolle von Anzeigen im Bereich der Gasarmaturen ohne Öffnen der Tür erfolgen. Dieses Modell ist 60 cm und bietet Platz für zwei 50-Liter-Flaschen. Geöffnet werden muss der Schrank in der Regel nur noch, um Gasflaschen im Schrank zu tauschen.
Grundsätzlich erfolgt die Installation von Gas- und Elektroleitungen bei Sicherheitsschränken durch die Schrankdecke nach außen. In Ausnahmefällen lässt die DIN EN 14470-2 auch eine Durchführung im Bereich der Seitenwände zu.
Das Anbringen der Rohrleitungen nach außen war in der Vergangenheit jedoch nicht immer einfach: Die zulässige Positionierung der Gas- und Elektrodurchführungen konnte ausschließlich von außen auf der Schrankdecke über fest definierte Positionen erfolgen. Dies führte häufig zu einem höheren Installationsaufwand. Denn aufgrund von fest vorgegeben Bohrmöglichkeiten war eine optimale Nutzung der Schrankinnentiefe und -breite nur eingeschränkt möglich.
Eine neu entwickelte Konstruktion von Asecos hat eine Schrankdecke mit einheitlicher Bohrfläche, in der flexibel jede Position zum Durchführen der Gas- oder Elektroleitung verwendet werden kann. Der zulässige Durchführungsbereich ist sowohl außen als auch im Schrankinneren an der Decke eingezeichnet. Das erleichtert die Montage und die Schrankinnentiefe und -breite lassen sich optimal nutzen. Verwinkelte Rohrleitungen sind nicht mehr nötig: Leitungen können direkt und sehr nah an der Schrankrückwand realisiert werden. Das spart Arbeitsaufwand und Material. Eine zusätzliche Isolierung der Rohrdurchführungen ist generell nicht notwendig.
Sicherheitsschränke nach DIN EN 14470-2 – Schutzziele
Die DIN EN 14470-2 gibt in erster Linie die Kriterien für Brandschutz, Prüfung und Dokumentation von Druckgasflaschenschränken vor und umfasst mehrere Sicherheitsanforderungen. Zum einen muss sichergestellt sein, dass im Brandfall für einen Zeitraum von 90 Minuten keine zusätzlichen Risiken zur Brandausbreitung von dem Schrankinhalt ausgehen. Zum anderen muss gewährleistet sein, dass geringe Gasausströmungen innerhalb des Schrankes abgesaugt werden. Die Feuerwiderstandsfähigkeit soll dem Personal das Verlassen des Arbeitsraumes ermöglichen. Diese 90 Minuten bedeuten wertvolle Zeit, die gewonnen wird, um Menschen aus dem Gefahrenbereich zu entfernen und Rettungskräften ihre Arbeit zu ermöglichen. Die Sicherheit im Brandfall und der Gesundheitsschutz im täglichen Umgang mit dem Druckgas sind also die zentralen Schutzziele der Sicherheitsschränke. Ergänzend belegt das GS-Prüfzertifikat einer unabhängigen Prüfstelle, dass der Sicherheitsschrank den Anforderungen des Geräte- und Produktsicherheitsgesetzes (§ Abs. 1) hinsichtlich der Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheit entspricht.
AUTOR
Dipl.-Ing. Sven Sievers
Bereichsleiter Produktmanagement & -entwicklung
Asecos GmbH
http://www.asecos.com