Metabolomics
Bildgebung von Stoffwechselprodukten via NMR-Analytik
Bildgebende Verfahren gehören zu den essenziellen Methoden in Medizin und Forschung. Sie können detaillierte Einblicke in die Strukturen von Organismen, Organen und Geweben geben. Doch Informationen zum Stoffwechsel liefern diese Methoden meist nur begrenzt. Professor Karsten Seeger vom Institut für Chemie und Metabolomics der Universität zu Lübeck und Professor Silvio Waschina vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben ein Verfahren entwickelt, um mithilfe hochauflösender kernmagnetischer Resonanzspektroskopie Stoffwechselprodukte aus Proben zu gewinnen und sichtbar zu machen. Die Forschenden haben es in der Fachzeitschrift Analytica Chimica Acta vorgestellt.
Mittels kernmagnetischer Resonanzspektroskopie (NMR) lassen sich Moleküle des Stoffwechsels sehr gut untersuchen. Für Untersuchungen von Geweben müssen diese Verbindungen aber aus den Proben isoliert werden, was sehr langwierig und arbeitsintensiv ist. „Wir haben einen Ansatz entwickelt, mit dem wir sowohl die Probennahme als auch die Isolierung der Moleküle und die Messung in einem Gefäß durchführen“, erklärt Karsten Seeger vom Lübecker Institut für Chemie und Metabolomics. Das ermöglicht es den Forschenden, eine Vielzahl von Proben zu gewinnen und zu messen. Getestet wurde der Ansatz mit einer Scheibe Bierschinken und einer Scheibe „Bärchenwurst“.
Themen im Artikel
Die Forschenden verwendeten Wurstscheiben als Modell zur Erprobung der neuen Methode, da die einzelnen Bereiche farblich bereits mit dem bloßen Auge unterscheidbar sind. Die Daten aus den Messungen wurden anschließend statisch ausgewertet. „Das liefert uns Informationen, welche Moleküle und wie viel davon in einer Probe enthalten sind“, erläutert Silvio Waschina vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde und Mitglied des Excellenzclusters „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“ (PMI) in Kiel. Anhand dieser Daten wird jeder Probe eine Farbe zugewiesen und dann zu einem Bild zusammengesetzt. Auch wenn die Auflösung der Bilder noch pixelig wirkt, sind die jeweiligen Bereiche bereits deutlich erkennbar. „Es war sehr aufregend zu sehen, dass es funktioniert hat“, sind sich beide Wissenschaftler einig. Als nächstes möchten sie die Bilder mit einer höheren Auflösung aufnehmen und auf Gewebeschnitte ausweiten. Eine zukünftige Anwendung der Methodik zur Bildgebung von Stoffwechselprodukten sehen die Forschenden insbesondere in der Medizin, z. B. für das bessere Verständnis von bestimmten Krankheiten, bei denen krankes Gewebe den Stoffwechsel im umliegenden Gewebe beeinflusst.
Originalpublikation: Waschina S, Seeger K.: Using in-tube extraction and slice selective NMR experiments allow imaging via statistical analysis of metabolic profiles. Analytica Chimica Acta. 2022 1231:340419; https://doi.org/10.1016/j.aca.2022.340419
Quelle: Universität zu Lübeck