HPLC-Tipp im Juni
HPLC-Tipp
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von Dr. Stavros Kromidas, Saarbrücken
Die liebe Sonne…
Sonne mag ich. Sie wahrscheinlich auch. Dieser tolle Stern ist allerdings in der HPLC direkt oder indirekt die Ursache für manches Kopfzerbrechen. Nachfolgend einige Beispiele:
„Klappe“ auf?
In einem Labor stieg im Winter die Anlage häufig aus, ab Frühjahr gab es kaum nennenswerte Probleme. Der Grund: Im Winter wandert die Sonne bekanntlich recht niedrig und sie schien unter einem bestimmten Winkel direkt auf den Detektor. Er aber meinte, seine „Klappe“ sei offen und gab diese falsche Meldung an den PC weiter, der wiederum die Anlage ausschaltete. Im Sommer existierte dieses Problem ob des größeren Einfallwinkels des Lichtes nicht.
Reflexion
Wir wissen, manch´ ein Sensor im Autosampler mag keine direkte Sonneneinstrahlung. Im Fall des Falles wird falsch oder gar nicht injiziert. Ob nun ein Problem auftaucht oder nicht, kann auch von der Farbe/vom Material der Kappen auf den Vials abhängen.
Nachfolgend unterschiedliche Kappen und mögliche Effekte:
- Weiß: Vial nicht erkannt.
- Aluminium: Reflexion des Lichts, Autosampler steigt aus.
- Rot: Geisterpeaks.
- Blau/schwarz: keine Probleme.
Bemerkung: Diese Beobachtungen können nicht per se verallgemeinert werden.
Bei etwaigen Problemen bezüglich Lichts hilft ein Karton am Fenster als „Schattenspender“ für die arme HPLC-Anlage…
Warum nur bei ihm?
In einem Labor haben zwei HPLC-Menschen immer wieder abwechselnd eine Applikation gefahren – von der Probenvorbereitung bis zur Auswertung. Bei der männlichen Person (schmunzeln Sie nicht, das war hier reiner Zufall…) gab es enorme Probleme wegen Geisterpeaks und miserabler Wiederfindung. Die Kollegin hingegen hatte perfekte Ergebnisse. Und das, obwohl beide die gleichen Chemikalien und den gleichen Typ von qualifizierten HPLC-Anlagen benutzten. Jetzt kommt die Sonne ins Spiel: Auf dem Messplatz des Kollegen schien den ganzen Morgen die Sonne, auf dem seiner Kollegin nicht. Die direkte Sonneneinstrahlung hat die Stabilität dieser Probe merklich beeinflusst.
Die „Mittagswellen“
Ein Labor in der Qualitätskontrolle, neun qualifizierte Geräte des gleichen Typs. An nur einem Gerät gab es mittags reproduzierbar Wellen in der Basislinie. Der Grund: Mittags in der Sonne musste die alte, schwache Klimaanlage kräftiger „pusten“, um die eingestellte Temperatur konstant zu halten. Das problematische Gerät befand sich direkt unter der Öffnung, der Detektor hat´s gemerkt… Erst nach vielem hin und her wurde ein Umbau der Austrittsöffnungen genehmigt, die Probleme waren im Nu weg.
Warum dieser starke Abrieb?
Septen werden im Sommer aufgrund der höheren Temperaturen weicher. Dadurch entsteht ein größerer Abrieb und folglich resultieren mehr Probleme mit verstopften Nadeln, mit Geisterpeaks, etc. Merke: „Septen“ steht hier stellvertretend für allerlei Polymermaterialien wie Dichtungen (z.B. stärkere Abnutzung des Ventils/des Sitzes im Autosampler!) usw. Abhilfe: Nicht unbedingt eine riesige Menge an Vorrat kaufen und auch nicht dort lagern, wo es warm werden kann (unter dem Dach, im Schrank direkt am Fenster, usw.). Natürlich kann auch der Wechsel zu einem anderen Hersteller helfen.
Fazit
Überlegen Sie sich generell, ob in Ihrer Laborumgebung oder bezüglich Ihrer Proben im Sommer eventuell andere Verhältnisse herrschen, die die Probenvorbereitung bzw. die HPLC-Analytik beeinflussen. Ein letztes Beispiel dazu: Kann es vielleicht sein, dass im Sommer eine größere Temperaturdifferenz herrscht zwischen Ihren temperierten Standardlösungen und den Proben, die von außerhalb kommen? Funktioniert die Kühlkette auch im Sommer tadellos? Tritt vielleicht schneller Entmischung der Probe im gekühlten Autosampler ein? usw.
© by Stavros Kromidas
www.kromidas.de