Nachhaltige Labore
Grünes Labor an der TU Berlin
Bereits drei Labore sind in Berlin von „My Green Lab“ zertifiziert worden. Drei weitere – darunter das Labor von Prof. Dr. Jens Kurreck, Fachgebiet Angewandte Biochemie an der TU Berlin – befinden sich im Zertifizierungsprozess.
„In der Ausgangsevaluation haben wir schon einen Bronze-Status erreicht, aber das ist nur die erste Runde“, sagt Fachgebietsleiter Prof. Dr. Jens Kurreck. „My Green Lab“ wolle nämlich nicht nur Bestehendes auszeichnen, sondern in jedem Labor Änderungen anregen. „Dazu hat die Organisation alle Labormitarbeiter/innen anonym mit einem Online-Fragebogen befragt, die Ergebnisse zusammengefasst und daraus Vorschläge abgeleitet.“
Energiespar-Möglichkeiten
Ein Beispiel, wo Energie gespart werden kann, sind die Kühl- und Gefrierschränke in den Laboren. Zwei dieser Geräte sind Ultratiefkühler (–80 °C). Sie machen ein Viertel des gesamten Stromverbrauchs des Fachgebiets aus, wie eine Verbrauchsmessung sämtlicher Elektrogeräte zeigte. Zwei Einsparmöglichkeiten haben sie daraufhin identifiziert: Zum einen lässt sich für einige Proben die Temperatur in einem der Schränke auf minus 70 °C erhöhen. Das führt schon zu sehr großen Einsparungen, denn mit abnehmender Kühltemperatur steigt der Stromverbrauch exponentiell an. Eine zweite Einsparmöglichkeit sei Aufräumen. „Wenn Sie bei offener Tür minutenlang Proben suchen, geht viel Wärme auf den Inhalt über. Außerdem müssen Sie das wegen der kleinen Röhrchen mit bloßer Hand machen, bei minus 80 Grad auch kein Vergnügen“, ergänzt Kurreck. Das Aufräumen der Probenschränke war keine singuläre Maßnahme. Es wurde nun ein Klassifizierungs- und Ordnungssystem erdacht, um Proben besonders schnell zu finden.
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Doch nicht nur die Kühlschränke haben Professor Kurreck und seine „Nachhaltigkeitsgruppe“ von sieben Personen, die sich einmal im Monat am Fachgebiet trifft, unter die Lupe genommen. Über eingesparte Kilowattstunden (kWh) können sie auch bei den Autoklaven berichten. Diese wurden immer angestellt, sobald es etwas zu autoklavieren gab. Jetzt wird dies erst gesammelt, bis ein Autoklav ganz gefüllt werden kann. Nach mehr als einem Monat mit der neuen Regelung zeigte sich, dass so die Hälfte der Läufe gespart werden kann. Bei einem Verbrauch von etwa 5.000 kWh Strom pro Jahr ein nicht unerheblicher Anteil am Gesamtverbrauch dieses TU-Forschungsbereichs (Fachgebiet Angewandte Biochemie) von 70.000 kWh.
Auch die sterilen Werkbänke im Labor haben einen hohen Verbrauch, pro Gerät etwa 1.000 kWh pro Jahr, bei sechs Geräten am Fachgebiet also rund 6.000 kWh pro Jahr – und im ganzen Haus auf dem Campus Wedding der TU Berlin gibt es knapp 50 dieser Werkbänke. „Schaltet man die Werkbank bei Nichtbenutzung in den Standby-Modus, verbraucht sie nur ein Zehntel des Stroms. Bei mehrstündigen Unterbrechungen kann man sie auch ganz ausschalten“, erklärt Jens Kurreck. Auf diese Weise könne man rund ein Drittel des Strombedarfs der Werkbänke einsparen, hat er ausgerechnet. Also etwa 2.000 kWh.
Andere motivieren
Kurreck und sein Team wollen weitere Labore dazu ermuntern, sich der My Green Lab-Initiative anzuschließen. Auf viele Maßnahmen sei man von selbst gekommen, auch durch den Einsatz eines mobilen Stromverbrauchszählers. Einige Ratschläge von „My Green Lab“ aber hatten die Forschenden noch nicht auf dem Schirm – etwa Verbrauchsmaterial gesammelt zu bestellen, um Verpackung und Transportenergie zu minimieren. Ohne großen Aufwand könne man bei der Beleuchtung anfangen und Leuchtstoffröhren an der Decke durch LED-Lampen am Arbeitsplatz ersetzen, rät Kurreck. Insgesamt ein Drittel der gesamten Stromkosten des Fachgebiets hofft er durch alle Maßnahmen einzusparen.
Quelle: Technische Universität Berlin