Management

Wenn Mitarbeiter "innerlich" kündigen

Wenn Mitarbeiter "innerlich" kündigen

"Ich habe die Schnauze voll", "die können mich mal gern' haben" oder "die werden schon sehen, was das bringt" - wie häufig, glauben Sie, fallen diese harten Worte hinter Ihrem Rücken? Vielleicht öfter, als Sie denken! Denn schon vor drei Jahren stellte das Markt- und Sozialforschungsinstitut Ifak aus Taunusstein fest: Der Anteil derer, die ihren Arbeitsvertrag innerlich schon gekündigt haben, liegt bei 24 %. Jeder siebte Beschäftigte würde seinem Chef beziehungsweise seiner Chefin kündigen.

"Inzwischen dürfte die Quote noch höher liegen", mutmaßt Dr. Sebastian Dominic von Buch von der Unternehmensberatung Becker von Buch in Hannover. "Gestiegener Wettbewerbs- und Preisdruck sowie der aktuelle Mangel an Fachkräften führen in zahlreichen Betrieben zu Situationen, die eine 'innerliche Kündigung' begünstigen", so der Experte. Auslöser seien häufig relativ unspektakuläre Ereignisse: "Manchmal reicht schon der wiederholte Anruf eines genervten Kunden, fehlende Anerkennung für die geleistete Arbeit oder ein Rüffel des Chefs." Solche Negativerlebnisse summierten sich in einer Art "Negativ-Reservoir". Von Buch: "Jeder Mitarbeiter hat ein solches Reservoir, bei dem Einen ist es größer, bei dem Anderen kleiner. Läuft das Reservoir über, erfolgt die Kündigung." Die äußere sich aber nur hin und wieder in einer echten Kündigung des Arbeitsplatzes. "Die Angst vor dem sozialen und beruflichen Abstieg überwiegt", sagt der Unternehmensberater. "Stattdessen stellt sich der Betroffene vor, wie Chef oder Chefin ohne ihn auskommen müssten, es erfolgt also eine rein innerliche Kündigung."

Die Folgen derartiger Frustrationshandlungen seien enorm, so von Buch. Sie reichten vom "Dienst nach Vorschrift" über häufiges Kranksein, Desinteresse an beruflicher Weiterbildung und Passivität bis zur Durchdringung des Arbeitstages mit privaten Tätigkeiten. "Das kann soweit führen, dass ein Arbeitnehmer mehr kostet, als er einbringt", warnt von Buch. Arbeitgeber sollten deshalb ein wachsames Auge auf jene Mitarbeiter haben, die einen plötzlichen Leistungsabfall zeigen. Und nicht nur das: Eine "innerliche Kündigung" ließe sich laut von Buch durchaus auch rückgängig machen. Hier seine Empfehlungen:

- Führen Sie mit dem betreffenden Mitarbeiter ein offenes(!) Gespräch unter vier Augen, in dem Sie nach dem Grund des Leistungsabfalls fragen.

- Übertragen Sie dem Betroffenen neue, anspruchsvollere Aufgaben.

- Sorgen Sie dafür, dass der Betroffene mit seinen unmittelbaren Kollegen kooperiert, verstärken Sie das Wir-Gefühl.

Von Buch: "Grundsätzlich kann ein gutes Arbeitsklima einer 'innerlichen Kündigung' vorbeugen. Kritik sollte immer konstruktiv sein, gute Leitungen zumindest verbal honoriert werden. Ausgeprägte Hierarchien mit fast schon diktatorischer Unternehmensleitung gehören schon lange nicht mehr in eine moderne Arbeitswelt."

Kontaktadresse: Becker von Buch Unternehmensberatung GmbH, Maschstraße 7, 30169 Hannover, Tel. 0049 (511) 988440, Fax 0049 (511) 9884499, E-Mail [email protected]

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