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Artikel und Hintergründe zum Thema

Deutsch-dänisches Photovoltaikprojekt

Solarzellen zum Ausrollen

Solarzellen, dünn wie Folie und so biegsam, dass sie sich auf unterschiedlichen Oberflächen wie Haus- und Fahrzeugdächer oder Glasfronten großflächig ausrollen lassen – das ist eines der langfristigen Ziele eines deutsch-dänischen Forschungsprojekts, das jetzt startet.

Langfristig sollen flexible Solarzellen über Rolle-zu-Rolle-Druck-Anlagen großflächig hergestellt werden können. (Foto / Copyright: NanoSYD)

Beteiligt sind an dem Projekt „RollFlex-Innovationsprojektcenter“ neben der dänischen Syddansk Universitet (SDU), an der das Projekt angesiedelt ist, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), die Kieler CAU-Ausgründung FUMT R&D Functional Materials GmbH, die dänische Firma Stensborg A/S sowie zahlreiche deutsche und dänische Netzwerkpartner. Am 14. Dezember fand in Sonderborg das offizielle Kick-Off-Treffen statt.

Die Entwicklung von organischen Energietechnologien wird bereits seit einigen Jahren erforscht, schließlich besitzen Solarzellen und LEDs aus organischen Materialien ein großes Potenzial im Hinblick auf Energieeffizienz und nachhaltige Energiegewinnung. Grund dafür sind ihre völlig neuen Eigenschaften im Vergleich zu herkömmlichen Siliciumzellen: mechanische Flexibilität, leichtes Gewicht, niedrige Kosten sowie Semitransparenz. Für die Zukunft werden dadurch innovative Anwendungen denkbar bis zu smarten Fenstern oder tragbaren Technologien in Kleidung.

Effiziente und günstige Solarzellen
Mit dem überregionalen Forschungsprojekt „RollFlex“ wollen deutsche und dänische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Entwicklung von organischer Energietechnologie einen großen Schritt voranbringen. Dazu entsteht im dänischen Sonderborg mit dem Rollflex-Innovationsprojektcenter ein Labor, in dem Rolle-zu-Rolle-Druckanlagen erforscht und weiterentwickelt werden.

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Durch ihre mechanische Flexibilität können organische Leuchtdioden (OLEDs) auf biegsame Folien aufgetragen werden. Zugesetzte Zinkoxidpartikel in der Folie sollen für eine höhere Leuchtstärke der OLEDs sorgen. (Foto / Copyright: Matthias Bremer)

Bei diesem Verfahren sollen Materialien großflächig auf dünne Substrate wie flexibles Glas oder Plastikfilme gedruckt werden. Am Ende sollen sie auch elektrische Bauteile enthalten wie flexible Elektronik, organische Leuchtdioden (OLEDS) und Solarzellen. Daraus könnten Produkte für Bereiche wie Beleuchtung, Displays oder Photovoltaik entwickelt werden. Im Reinraum der CAU erforschen die Kieler Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler Nano- und Mikrostrukturen, um damit die Effizienz der organischen Solarzellen und OLEDs zu steigern.

„Durch das Rollflex-Projekt können wir exzellente Kompetenzen aus der Region zum Rolle-zu-Rolle-Druck und zur Optimierung von organischen Bauteilen bündeln. Mit dem Aufbau eines starken Netzwerks zwischen Süddänemark und Norddeutschland hoffen wir, Energietechnologie langfristig deutlich effizienter zu machen. Unser Kieler Reinraumlabor leistet hier einen wichtigen Beitrag“, so Martina Gerken, Professorin am Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik und Projektleiterin an der CAU.

Der Kieler Reinraum bietet optimale Bedingungen, um die empfindlichen organischen Leuchtdioden ohne Verunreinigungen zu bauen. (Foto / Copyright: Angelina Niepenberg)

Kieler erstellen Nano- und Mikrostrukturen im Reinraum
Die Kieler Projektpartner erforschen im Projekt zentrale Grundlagen der neuen Solartechnologie: Anhand von kleinen Bauteilen wollen sie zeigen, wie Mikro- und Nanostrukturen die Effizienz von flexiblen Solarzellen steigern können. Dazu erforschen Elektrotechnikerinnen und Elektrotechniker der CAU zunächst, wie die einzelnen Strukturen die Leuchtstärke von OLEDs beeinflussen. „Denn das Prinzip von OLEDs ähnelt, wenn auch genau gegensätzlich, dem, wie Solarzellen funktionieren“, erklärt Laborleiterin Dr. Sabrina Jahns „Die Erkenntnisse, die wir von den Zentimeter kleinen OLEDs und organischen Solarzellen erhalten, auf großflächig ausrollbare Bauteile zu übertragen, das ist die große Herausforderung für unser Forschungsprojekt.“

Durch die geringe Größe der Bauteile lässt sich vergleichsweise einfach mit einer Vielzahl von Varianten experimentieren. So wollen die Forschenden die optimale Konfiguration für die späteren Solarzellen identifizieren. In ihrem Optiklabor bestrahlen die Kieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die OLEDs mit Lasern, um so die Wirkung der aufgetragenen Mikro- und Nanostrukturen zu untersuchen. Entwickelt werden die kleinen Solarzellen und OLEDs im Kieler Reinraumlabor, das ideale Bedingungen bietet, um die empfindlichen Prototypen ohne Verunreinigungen herzustellen.

Die Kieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestrahlen die OLEDs mit Lasern, um ihre Eigenschaften zu testen. Die Erkenntnisse sollen auf große Solarzellen übertragen werden. (Foto / Copyright: Sabrina Jahns)

Die CAU-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler stehen in ihrer Arbeit in engem Austausch mit der FUMT R&D Functional Materials GmbH, einer Ausgründung der Kieler Uni zur Entwicklung von funktionalen Materialien. Dort werden für das Projekt vor allem spezielle Folien mit Nanopartikeln erstellt. Sie sollen die OLEDs und später auch die organischen Solarzellen vor Feuchtigkeit und Sauerstoff schützen.

„Diese Schutzschicht ist bei organischen Technologien besonders wichtig. Sie verhindert chemische Prozesse, die die Lebensdauer von Solarzellen und OLEDs beeinträchtigen“, erklärt Dr. Ala Cojocaru, Projektleiterin bei FUMT. „Wir haben bereits aus einem anderen Forschungsvorhaben Erfahrungen mit Folien, die wir in einem Rolle-zu-Rolle-Verfahren mit einer funktionalen Beschichtung versehen haben. Für uns ist es hochinteressant, wie sich unsere Materialien für die Energiegewinnung nutzen lassen”, ergänzt Geschäftsführer Hartmut Schmidt-Niepenberg.

Eine aufgetragene Nanogitterstruktur lässt die Folie schimmern. Durch solch eine Strukturierung sollen OLEDs und organische Solarzellen leistungsfähiger werden. (Foto / Copyright: Sabrina Jahns)

Eingebunden in Uni-Lehre und Region
Sowohl die CAU als auch die SDU integrieren das gemeinsame Forschungsprojekt in ihre Lehre. „Wir bieten unseren Studierenden damit eine exzellente Ausbildung, denn so arbeiten sie auf praxisnahe Weise an hochaktueller Forschung mit”, sagt Martina Gerken. Auch für zahlreiche Unternehmen in der Region Norddeutschland und Süddänemark, die bereits mit Rolle-zu-Rolle-Technologien arbeiten, ist der regionale Forschungszusammenschluss spannend. „Es wird seit vielen Jahren zu organischen Solarzellen geforscht, aber wir registrieren jetzt ein gesteigertes Interesse von Seiten der Industrie. Die Unternehmen sehen einen eigentlichen Durchbruch nahen, in dem die Solarzellen so stabil und effizient sind, dass sie kommerziell eingesetzt werden können. So sind z.B. mehr Unternehmen aus der Fahrzeugindustrie an der Technologie interessiert“, sagt Morten Madsen, Projektleiter SDU.

Das Innovationsprojektcenter RollFlex wird von 2016 bis 2019 durch das EU-Förderprogramm Interreg Deutschland-Danmark mit rund 1,6 Mio. Euro gefördert. Beteiligte Partnerinstitutionen sind neben der SDU, die CAU, FUMT R&D Functional Materials GmbH und Stensborg A/S. Hinzu kommen eine große Anzahl von Netzwerkpartnern in Norddeutschland und Dänemark, darunter IHK Flensburg, Norddeutsche Initiative Nanotechnologie Schleswig-Holstein e,V, (NINa SH) und die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer in Schleswig-Holstein (WTSH).

Weitere Informationen sind erhältlich unter:
www.rollflex.eu
www.sebrochure.dk/Roll-Flex/WebView/

Kontakt:
Prof. Dr. Martina Gerken
CAU, Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik
Integrierte System und Photonik
E-Mail: mge@tf.uni-kiel.de

Dr.-Ing. Sabrina Jahns
CAU, Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik
Integrierte System und Photonik
E-Mail: sja@tf.uni-kiel.de

Hartmut Schmidt-Niepenberg
FUMT R&D, CEO
E-Mail: hsn@fumt-rd.de

Dr. Ala Cojocaru
FUMT R&D, Projektmanagement
E-Mail: ac@fumt-rd.de

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