Tagungsbericht

ChromForum

25. Steinfurter Chromatographie-Symposium
Bild 2: Beim Workshop konnte kräftig „geschraubt“ werden.


Nicht Methodenentwicklungen für HPLC-Trennungen verschiedenster Stoffe standen im Mittelpunkt des 25. Steinfurter Chromatographie-Symposiums – ChromForums, sondern die Nutzung der HPLC zur Unterstützung von F&E auf den verschiedensten Gebieten. Das Symposium fand am 10. und 11. September 2008 an der FH in Steinfurt statt und wurde vom FB Chemieingenieurwesen der FH Münster zusammen mit der Firma VWR International veranstaltet.

Fast 100 Wissenschaftler und vor allem Praktiker waren der Einladung zu diesem 25. ChromForum gefolgt, z.T. nur zu den Vorträgen am ersten Tag, z.T. nur zum Workshop am zweiten – ein Zeichen dafür, dass Dipl.-Ing. Reinhard Richter von VWR und Prof. Dr. Anton Janßen vom Bereich Instrumentelle Analytik der FH Münster wieder ein interessantes Programm zusammengestellt hatten. So konnte Martin Kreyenschmidt von der FH Münster zeigen, dass die HPLC-MS wichtige Hinweise zur Aufklärung der Versagensmechanismen blau phosphoreszierender organischer, lichtemittierender Devices (POLEDs), speziell bezüglich der Ursachen für das frühzeitige Versagen blau phosphoreszierender Emittermaterialien in PHOLEDs, liefert. Er zeigte dabei aber auch die besondere Problematik der Probenvorbereitung derartiger, aus ultra-dünnen Schichten aufgebauten Materialien auf.

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Nicht nur HPLC

Frank Petereit vom Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der Universität Münster stellte verschiedene Extraktionsverfahren zur Isolierung von oligomeren Proanthocyanidinen vor und bewertete sie mittels HPLC und DC. Oligomere Proanthocyanidine sind nämlich maßgeblich für die biologischen Aktivitäten von gerbstoffhaltigen Pflanzenextrakten verantwortlich.

Roland Haseneder vom Lehrstuhl für Thermische und Umweltverfahrenstechnik der TU-Bergakademie Freiberg verglich GC und HPLC zur Charakterisierung wichtiger Einflussgrößen auf die Methanausbeute in Biogas-Anlagen, wobei sich ergeben habe, dass die Biogasausbeute nicht nur substratspezifisch ist, sondern auch stark von den Anlagenparametern sowie von der Zusammensetzung und dem Chemismus der Einsatzstoffe abhängt.
Volker Böhm vom Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellte heraus, dass mittels HPLC nachgewiesen werden konnte, dass für die Sehschärfe des menschlichen Auges nicht die Carotinoid-Versorgung allgemein verantwortlich sei, sondern speziell diejenige von Lutein und Zeaxanthin, denn nur sie kämen im dafür verantwortlichen Flecken des schärfsten Sehens im Auge (Makula) vor.
Inga Kajahn vom Kieler Wirkstoff-Zentrum am IFM-GEOMAR hob die große Bedeutung der HPLC für die Wirkstoffsuche in marinen Mikroorganismen hervor und machte deutlich, dass das Meer eine Schatztruhe für neue Wirkstoffe sei, wobei vor allem Bakterien oder Pilze besondere Wirkstoffproduzenten seien.

Bedeutung der HILIC

Anton Janßen von der FH Münster und Bernd Jastorff vom Zentrum für Umweltforschung und Umwelttechnik (UFT) der Universität Bremen stellten in einem gemeinsamen Vortrag heraus, dass Struktur-Wirkungsbeziehungs-Denken, unterstützt von Farbcodierungen von Analyten, stationärer Phase und mobiler Phase ein wertvolles Hilfsmittel zur Abschätzung von Struktur-Retentions-Beziehungen sein kann. Diese Ansätze hatte auch Stefan Stolte vom UFT für die HPLC-Optimierung bei der Analytik von Ionischen Flüssigkeiten genutzt. Zudem stellte er die Bedeutung der Hydrophilic Interaction Chromatography (HILIC) für ionische Substanzen heraus und deren hohe Selektivität für Verbindungen mit funktionellen Gruppen.

Zuvor hatte Dagmar Leiss von der Fa. Merck KGaA die besondere Leistungsfähigkeit für die relativ neuen zwitterionischen, stationären Phasen ZIC®-HILIC für polare und hydrophile Substanzen, die wenig oder keine Retention auf Reversed-Phase-Säulen zeigen, herausgestellt und damit deutlich gemacht, dass HILIC eine Lücke zwischen den verschiedenen stationären Phasen in der Chromatographie schließt.
Anneke Mühlebach von den Solvay Research Laboratories, Hannover, verglich Monolith-Technologie, Parallel-HPLC und UPLC miteinander, und zwar bezüglich besonders schneller Serienanalysen bei der Suche nach präparierten Wirkstoffen mittels automatischer UPLC-UV-ELS-MS und hob dabei die besondere Leistungsfähigkeit der UPLC mit Sub-2-µm-Teilchen hervor. Die Leistungsfähigkeit dieser Technologie relativierte allerdings dann Volker Eckert von VWR International in seinem Vergleich mit Chromolith-Säulen bei der Untersuchung von Cola-Getränken. Die UPLC zeichne sich zwar durch sehr schnelle Applikation (6 Parameters in 2,5 min) mit sehr hoher Empfindlichkeit bei normaler Flussrate (0,9 ml/min) und damit geringem Eluentenverbrauch aus. Doch geringste Feinstteilchen in den Proben führen sehr schnell zur Säulenverstopfung, so dass die Proben nicht nur durch 0,2-µm-Filter gezogen werden müssen, sondern auch noch eine Festphasen-Extraktion (SPE) absolut notwendig ist. Bei Verwendung von Chromolith-Säulen reicht es dagegen, die Proben nur zu filtrieren; eine Vorsäule ist allerdings wünschenswert und nach etwa 500 Läufen sollte die Säule durch Umdrehen und Regenerierung nach Anleitung gespült werden.

Begehrter Workshop

Bezüglich der Chromatographie gab es erstmals auf diesem Symposium eine ausführlichere Erweiterung zur GC auf Grund der jüngsten Kooperation von VWR mit Perkin Elmer. In diesem Zusammenhang stellte Ulrich Meier von der Fa. Perkin Elmer Anreicherungsverfahren für die statische und dynamische Headspace-GC vor, die sich u.a. durch die Einbeziehung von Purge and Trap auszeichnete.

An die Vortragsveranstaltung schloss sich am zweiten Tag ein Workshop an, bei dem die Teilnehmer gute praktische Erfahrungen für die Wartung und Pflege von Chromatographie-Systemen sammeln und üben konnten. Gerade dieser Teil des Steinfurter Chromatographie-Symposiums stößt immer auf ein ganz besonderes Interesse, so dass auch in diesem Jahr wieder nicht alle Interessenten daran teilnehmen konnten, denn damit dieser Workshop effektiv gestaltet werden kann, ist die Teilnehmerzahl begrenzt.
Mit dem 25. Forum gab es zudem einen Wechsel in der Organisation: Prof. Dr. Anton Janßen – im Februar 2008 70 Jahre alt geworden – übergab seine organisatorischen Aufgaben an seinen Nachfolger Prof. D. Martin Kreyenschmidt – „25 Foren sind genug, bei den nächsten möchte ich nur dabei sein!“ war seine Begründung.

Jubiläumsfeier

Für den Vorabend des diesjährigen ChromForums hatte das Unternehmen VWR International zu einer Feier aus Anlass des 25. Steinfurter Chromatographie-Symposiums ehemalige Referenten und die Organisations- und Vorbereitungsteams von FH und VWR eingeladen. Zur Feierstunde kamen etwa 100 Gäste. „Eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte begann 1984 mit einem Workshop am Fachbereich Chemieingenieurwesen“, betonte Rektor Prof. Dr. Klaus Niederdrenk. Prof. Dr. Anton Janßen habe stets ein Gespür für aktuelle und interessante Themen bewiesen und so bis heute eines der traditionsreichsten Symposien an der Hochschule am Leben gehalten. Dafür gebühre ihm ein ganz besonderer Dank der Hochschule.

„Ein Ziel des Fachbereichs ist es, die Absolventen gut unterzubringen und den Nachwuchs mit den Firmen in Kontakt zu bringen“, erklärte Prof. Dr. Andreas Weiper-Idelmann, Dekan des Fachbereichs Chemieingenieurwesen. Daher sei er stolz, dass das Symposium in diesem Fachbereich beheimatet sei. „Diese Fachhochschule gehört zur Champions League in Deutschland, das liegt auch am erfolgreichen Bemühen um Wissenstransfer“, betonte Wieland Pieper, Geschäftsführer der IHK Nord-Westfalen. Die stellvertretende Landrätin, Annette Willebrandt, hob besonders die gute Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft für den Kreis Steinfurt hervor. Danach gab Reinhard Richter von VWR International einen Rückblick auf die 25 Steinfurter Chromatographie-Symposien.

Über die „Anfänge der Chromatographie – Moses, Aristoteles, Plinius“ berichtete Prof. Dr. Anton Janßen in seinem Festvortrag. An die akademische Feierstunde schloss sich ein geselliges Zusammensein in der Mensa an, für das Küchenmeister Thomas Nykamp als kulinarischem Höhepunkt mit einem italienischen Büfett die Gäste verwöhnte und das Jörg Seidel Swing Trio für die musikalische Begleitung verantwortlich war.

Prof. i.R. Dr. Anton Janßen

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