Interview

Impulse in puncto Nachhaltigkeit

Dr. Lennart Walter, Produktmanager bei Starlab International, hat an dem Nachhaltigkeitssymposium, das am 9. März 2023 zum Start des Projekts „NACH-LABS“ für mehr Nachhaltigkeit in Forschungslaboren von Hochschulen stattgefunden hat teilgenommen. Welche Eindrücke und Impulse er dort gewann, dazu befragte ihn Dr. Barbara Schick.

LABO: Herr Dr. Walter, Sie waren mit Starlab International beim Fachsymposium zum Start des Projekts „NACH-LABS“ für mehr Nachhaltigkeit in Hochschullaboren vertreten. Welche Eindrücke gewannen Sie auf dem Symposium?

Dr. Lennart Walter, Produktmanager bei Starlab International. © Starlab International

Dr. Lennart Walter: Die Auftaktveranstaltung hat mir vor allem zwei Dinge gezeigt: Erstens sind wir mit unserer Mission „Passionate for science“ nicht allein. Selten habe ich ein so engagiertes Gremium von Wissenschaftlern – über Altersgruppen und Geschlechter hinweg – gesehen, die so leidenschaftlich daran interessiert sind, Informationen auszutauschen, zu argumentieren und kritisch zu hinterfragen. Ob der Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie, die Kluft zwischen Wille und gesetzlichen Vergabekriterien oder technische Fragen zur Chemie der Polymere. Es war eine Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.

Die zweite Erkenntnis: Der Wille zu mehr Nachhaltigkeit treibt nicht nur uns bei Starlab an, sondern Pioniere im ganzen Land. Dass Kriterien, Maßnahmen und Tipps auf der Veranstaltung so umfangreich diskutiert werden konnten, funktioniert nur, weil vielerorts einige Nachhaltigkeitspioniere seit Jahren darüber nachdenken, wie sie Labore nachhaltiger gestalten können.

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Inwieweit konnten Sie sich als Anbieter von Laborgeräten und -utensilien auf dem Symposium einbringen?

Ich habe in einem Vortrag unser TipOne-Recyclingsystem vorgestellt. Bei der Vorbereitung des Vortrages ist mir noch einmal bewusst geworden, dass Nachhaltigkeit eine langfristige Angelegenheit ist. Wir arbeiten seit fast 20 Jahren daran. Die scheinbar einfache Idee, ressourcenschonend zu arbeiten, ist in der Laborbranche viel schwieriger umzusetzen. Die Qualitätsstandards sind so hoch, es muss zu 100 Prozent sichergestellt sein, dass Recycling die Forschungsarbeit der Wissenschaftler nicht beeinträchtigt oder gefährdet. Eingebracht haben wir uns, indem wir unseren Weg mit all den Herausforderungen gezeigt haben, den viele nicht kennen. Uns war wichtig, dass wir als Hersteller nicht außenstehend eine grüne Vision verfolgen, sondern Teil der Science-Community sind und unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten mit den Bedürfnissen der Labormitarbeiter abgleichen. Wir wollen sie aufklären und zum Mitmachen animieren. Spannend war das direkte und konkrete Feedback des Publikums. Das ist sehr motivierend für mich und die Kollegen aus dem Marketing und Vertrieb, die einen Informationsstand aufgebaut hatten. Darüber hinaus war auch eine Kollegin unseres Kooperationspartners Remondis aktiv mit dabei.

Konnten Sie Impulse, zum Beispiel für Ihre Maßnahmen und Aktivitäten in puncto Nachhaltigkeit, mitnehmen?

Unbedingt nehme ich Impulse für das Unternehmen mit. Sie müssen ja wissen, dass Nachhaltigkeit gerade in der Anfangsphase immer auch ein wirtschaftliches Thema ist, bei dem wir mehr investieren als einnehmen. Unsere Geschäftsführung steht komplett dahinter. Dennoch muss man sich immer wieder fragen, ob sich diese finanziellen Aufwände lohnen oder jemals auszahlen. Das riesige Interesse an unseren Aktivitäten motiviert mich und alle anderen Kolleginnen und Kollegen, unseren Weg der „Ecolution Journey“ weiterzuführen. Konkret hilft uns das Feedback, die eingeschlagenen Schritte zu berücksichtigen. Sammeln wir das Material richtig ein? Müssen wir den Laboren noch mehr Tipps geben, wie sie benutztes Material sammeln, sortieren? Sollen sie autoklavieren, bevor sie etwas einsenden? Wie motivieren wir andere Labore, dass sie mitmachen? Wie können Labore gegenüber ihrem Einkauf verargumentieren, dass nachhaltige Produkte, die oftmals mehr kosten, bestellt werden? Wie viele Indikatoren für Nachhaltigkeit gibt es überhaupt? Wie wollen Einrichtungen Nachhaltigkeit überhaupt einheitlich messen und welche Rolle spielt der Laborbedarf neben Themen wie Stromverbrauch, Gebäudeenergieeffizienz, Wartung oder Mobilität? Alle Beteiligten, ob Hersteller, Anwender oder Recyclingpartner, sind sich einig: Antworten auf diese Fragen können wir nur als Team finden. Jeder hat sich verpflichtet, seinen Beitrag zu leisten. Das hat mich beeindruckt, und ich freue mich auf die nächsten Veranstaltungen.

Vielen Dank für das Interview!

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