Drei Wissenschaftler ausgezeichnet
Preis für Biochemische Analytik
Der Preis für Biochemische Analytik geht an drei Wissenschaftler für die Entwicklungeiner Plattform zum Bestimmen des Lipidprofils und für die Entdeckung der Ursachen bei der Entstehung von Vakzin-induzierten Hirnvenenthrombosen.
Alle zwei Jahre wird der Preis für Biochemische Analytik von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e. V. (DGKL) vergeben. Den mit 50.000 Euro dotierten Preis erhalten in diesem Jahr der Biochemiker Prof. Dr. Kai Simons und der analytische Chemiker Dr. Andrej Shevchenko sowie der Transfusionsmediziner Prof. Dr. Andreas Greinacher.
Fette (Lipide) spielen im menschlichen Organismus eine große Rolle, sind jedoch noch nicht umfassend erforscht. Zu den Lipiden zählen beispielsweise Cholesterol und seine Ester, Triglyceride, fettlösliche Vitamine, Hormone oder auch Wachse. Neben DNA und Proteinen stellen die Lipide eine eigene, bedeutende Substanzklasse dar. Die Gesamtheit aller Lipide, das Lipidom, umfasst dabei im Körper des Menschen mehr als 100.000 verschiedene Lipide. Von diesen Molekülen konnten bereits mehr als 2.000 mit dem menschlichen Gesundheitsstatus und Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Sie haben zum Beispiel eine wichtige Rolle in der Stoffwechselregulation.
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Gemeinsam entwickelten Kai Simons und Andrej Shevchenko eine spezielle quantitative Shotgun-Lipidomik-Plattform. Die auf hochauflösender Massenspektrometrie-basierende Methode ermöglicht hochempfindliche und quantitative Analysen von Lipidmolekülen aus kleinen Mengen von Zellen, Geweben und Körperflüssigkeiten. Die Quantifizierung von teils mehreren tausend unterschiedlichen Lipidmolekülen erfolgt dabei zeitgleich aus einer Probe. Molekül für Molekül wird so, bis hin zu den einzelnen Fettsäurebausteinen der Lipide, aufgeschlüsselt, und es entsteht eine molekulare Signatur des Lipidoms. Die für den Hochdurchsatz geeignete Shotgun-Lipidomik kann auch für die molekulare Diagnostik angewendet werden, wo bereits wegweisende Beobachtungen zum Beispiel bei Stoffwechselstörungen erzielt wurden.
Prof. Dr. Andreas Greinacher fand mit seinem Forscherteam die Ursache für das „VITT-Syndrom – der Vakzine-induzierten immunogenen thrombotischen Thrombozytopenie (VITT)“ heraus, das nach Impfung mit Adenovirusvektor-basierten COVID-19 Impfstoffen auftritt. Die Greifswalder Untersuchungen zeigen, dass ein Eiweiß von Blutplättchen, der Plättchenfaktor 4 (PF4), mit Bestandteilen des Impfstoffs interagiert. Das dadurch veränderte PF4 wird von Antikörper-bildenden Zellen des Immunsystems erkannt und diese Zellen beginnen dann, Antikörper gegen das körpereigene Eiweiß zu bilden. Diese Antikörper aktivieren Blutzellen. Die Folge: In einigen seltenen Fälle kam es zu Verklumpungen im Blut der Geimpften und löste eine Hirnvenenthrombose aus. Diese Gerinnungsaktivierung wird über einen spezifischen Rezeptor vermittelt, den Fcg Rezeptor IIA, der durch die Gabe von intravenösen Immunglobulinen, die in jedem Krankenhaus verfügbar sind, blockiert werden kann. Mit der Entdeckung des „VITT-Syndroms“, der Entwicklung eines Nachweisverfahrens, der Klärung des Mechanismus und der Identifizierung wirksamer Medikamente für die Behandlung – innerhalb weniger Wochen – konnten schwere Komplikationsraten um mehr als 90 Prozent gesenkt werden. Die Wissenschaftler präsentierten parallel zu dem Forschungsergebnis eine positive Nachricht für die Medizin: Die Antikörper verschwinden innerhalb von wenigen Monaten.
Prof. Harald Renz, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin: „Wir sind glücklich, auch in diesem Jahr wieder drei weltweit herausragende Wissenschaftler ehren zu können, die die anspruchsvollen Vorgaben, die mit der Vergabe des Preises verbunden sind, absolut erfüllen. Ihr wissenschaftlicher Beitrag setzt Maßstäbe in der chemischen Analytik und hilft die Gesundheitsversorgung von Millionen von Menschen zu verbessern.“
Rainer Schuster, Vorstand Vertrieb & Entwicklung der Sarstedt AG & Co. KG: „Sarstedt unterstützt seit vielen Jahren wissenschaftlich herausragende Leistungen mit dem Preis für Biomedizinische Analytik. Wir möchten damit als weltweit tätiges Unternehmen mit Produktlösungen für Medizin und Wissenschaft erfolgreiche Forschungstätigkeit honorieren, deren Ergebnisse zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung und der medizinischen Diagnostik beitragen. Wir freuen uns sehr diesen Forschungspreis über 50.000 € fördern zu dürfen und möchten den diesjährigen Preisträgern für ihre außergewöhnliche Leistungen herzlich gratulieren.
Zum Preis
Der Preis Biochemische Analytik wird seit 1970 alle zwei Jahre für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der biochemischen und molekularen Analytik von der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin e. V. (DGKL) vergeben. Mit dem Preis werden methodische Fortschritte auf dem Gebiet der biochemischen und molekularen Analytik sowie wesentliche, neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die – unter Verwendung moderner analytischer Methoden – auf dem Gebiet biologischer Wissenschaften, insbesondere der klinischen Chemie und klinischen Biochemie, gewonnen werden, ausgezeichnet. Der Preis wird von der weltweit tätigen Sarstedt-Gruppe gefördert.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL)