Tagungsbericht
Chrom Forum Hamburg 2011
Der Hörsaal war auch diesmal sehr gut gefüllt. Die begehrten Workshops konnten nach einem Jahr Abstinenz wegen Umbauarbeiten in den chemischen Laboren in diesem Jahr wieder stattfinden und waren schon wenige Tage nach Anmeldebeginn ausgebucht.
Wie findet man die richtige
Problemlösung?
Im Eröffnungsvortrag navigierte Petra Lewitz, Merck KgaA, Darmstadt, das Publikum mittels Analyt und Matrix durch den Dschungel der „Säulen“, denn vor allem die Säulenchemie und -physik und weniger der Eluent werden durch die Probe beeinflusst. Die Welt der Chromatographie lässt sich danach für den Anwender vereinfacht in HILIC und RP einteilen, um eine gute, schnelle Problemlösung zu erzielen. Ergänzend greift Lewitz auch mal in die Trickkiste der mobilen Phase.
Umfangreicher Input für den Alltag ergab sich aus dem Vortrag von Prof. Dr. Thomas Simat (Lebensmittelkunde und Bedarfsgegenstände an der TU Dresden) mit dem Thema:„Lebensmittelkontaktmaterialien, eine unterschätzte Quelle für Kontaminationen?“ Im Zentrum seiner Untersuchungen stehen Silikonelastomere, die in unterschiedlichsten Produkten wie Backformen, aber auch Saugern und Beißringen für Babys, eingesetzt werden. Über Simulationen sollen die gesundheitlichen Gefahren eingeschätzt wie auch sensorische Veränderungen der Lebensmittel erfasst werden.
Prof. Dr. Wolfgang Maison, Institut für Organische Chemie der Justus-Liebig-Universität, Gießen, sieht sich selbst weniger als Analytiker – trotz seines Vortragstitels „Enantioselektive Chromatographie in der Medizinischen Chemie“. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Organische Synthese von Krebsdiagnostika. „Die Natur hat über Jahrmillionen ihre Interaktion (von kleinen Molekülen mit Membranproteinen) modelliert und optimiert… wir fangen mit der Suche an“, und so entwickelt die Arbeitsgruppe neue Synthesewege für erfolgversprechende spirocyclische Verbindungen.
OpenLab CDS EZChrom Edition – die neue Softewareplattform für die Chromatographie – soll laut Dr. Wolfgang Günther, VWR International GmbH, helfen, die heutzutage sehr umfangreiche Ergebnis- und Datenverwaltung zu erleichtern wie auch ihre Bearbeitung durch komfortable Navigation auf einer gemeinsamen Plattform, die neue Dienste mit alter Software verknüpft.
Kopplungsmöglichkeiten
Im Zeitalter der ultraschnellen Trennungen sollten wir die DC nicht aus den Augen verlieren, wie Dipl. Chem. Kathrin Tscherch vom Institut für Lebensmittelchemie der Universität Hamburg mit ihrem Vortrag unterstreicht. Sie beschreibt die Annäherung der Dünnschichtchromatographie an die hochauflösende Säulenchromatographie und ihre Kopplungsmöglichkeiten mit Bioassays, der Bioautographie sowie der Massenspektrometrie.
Auch in der Forensik wird auf die Kopplung chromatographischer Methoden mit der Massenspektrometrie gesetzt, gerade bei den bestätigenden analytischen Verfahren GC und LC, u.a. für den Nachweis und die Bestimmung von Alkolholkonsummarkern. Heike Gnann vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg konnte sehr anschaulich zeigen, dass ihr keine Partydroge verborgen bleibt.
Pyrolyse-GC/MS und Kautschuk
Anwendungsorientierte Forschung im Bereich der Umweltanalytik, wie sie auch an der Fakultät Life Sciences etabliert ist, stellte Prof. Dr. Günter Stein von der Hochschule RheinMain vor. In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie wurde in vielen kleinen Bausteinen aus Studienprojekten und Bachelorarbeiten eine Analysenmethode auf Basis der Pyrolyse-GC/MS zur Bestimmung des Reifenabriebs in Feinstaub entwickelt und erprobt. Mit ca. 40 % ist Kautschuk die Hauptkomponente des Laufstreifens von Reifen. Für die Quantifizierung wurden Leitsubstanzen wie Limonen für Naturkautschuk bzw. spezifische Cyclohexene für Synthesekautschuke identifiziert.
Ein ganz anderes Arbeitsfeld erschließt sich durch den Bericht aus der Praxis von Dr. Helga Neumann-Hensel von der Eurofins Fintelmann und Meyer GMP GmbH. Eurofins bietet bioanalytische Dienstleistungen im Bereich Umwelt, Lebensmittel und Pharmazeutika an. Die analytischen Labore des Unternehmens unterliegen damit höchsten Qualitätsanforderungen. Fast unvorstellbar erscheint, dass die Qualifizierung von analytischen Geräten unter den erschwerten Bedingungen des Umzuges und der Wiederinbetriebnahme eines Analysenlabores innerhalb zweier Wochen reibungslos gelingen konnte.
Prof. Dr. Susanne Töfke, HAW Hamburg