Neurodegenerative Erkrankungen

Brain Prize 2018 für Alzheimer-Forscher

Christian Haass, Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wird gemeinsam mit drei weiteren Neurowissenschaftlern mit dem weltweit bedeutendsten Preis für Hirnforschung ausgezeichnet. Der von der Lundbeck Foundation in Dänemark verliehene „Brain Prize 2018“ ist mit einem Preisgeld von 1 Mio. Euro verbunden.

Prof. Christian Haass. Quelle: LMU

Die jährlich verliehene Auszeichnung würdigt internationale Wissenschaftler, die herausragende Beiträge zu den Neurowissenschaften geleistet haben. Neben Haass erhalten Bart De Strooper (London und Leuven), Michel Goedert (Cambridge) und John Hardy (London) den Brain Prize für ihre bahnbrechenden Forschungen zur genetischen und molekularen Grundlage der Alzheimer-Krankheit. Dies teilte die  DZNE (Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen) jetzt mit.

Der Vorsitzende des Brain-Prize-Auswahlkomitees der Lundbeck Foundation, Professor Anders Bjorklund, erklärte: „Die Alzheimer-Krankheit ist eine der verheerendsten Erkrankungen unserer Zeit und in den vergangenen Jahrzehnten wurden bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Diese vier herausragenden europäischen Wissenschaftler wurden für ihre fundamentalen Entdeckungen im Bereich der genetischen und molekularen Ursachen der Krankheit ausgezeichnet. Ihre Erkenntnisse sind Grundlage der aktuellen Forschungen, um neurodegenerative Erkrankungen des Gehirns zu diagnostizieren, zu behandeln und möglicherweise sogar zu verhindern. Die Auszeichnung erkennt die Tatsache an, dass die Alzheimer-Krankheit neben Amyloid weitere wichtige Aspekte hat und sich das Feld der Demenzforschung nicht nur auf die Alzheimer-Krankheit erstreckt.“

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Als Haass 1990 begann, sich mit der Erforschung der Alzheimer-Krankheit zu befassen, war nur sehr wenig über die zellulären Mechanismen bekannt, die an dieser Krankheit beteiligten sind. Seine Arbeit konzentrierte sich auf die Erzeugung und Verstoffwechselung von Amyloid, der Hauptkomponente der Erkrankung, die Proteinablagerungen (sogenannte Plaques) verursacht. Seine Alzheimer-Forschung konzentrierte sich auf den Ablauf der Ereignisse, beginnend mit dem Amyloid und gefolgt von der Entwicklung von Plaques und Neurofibrillen, die letztendlich Gehirnzellen töten und das Gedächtnis löschen. Haass stellte entgegen der allgemeinen Auffassung zu dieser Zeit die Hypothese auf, dass die Amyloidproduktion normal und nicht notwendigerweise Teil des pathologischen Prozesses sei. Diese entscheidende Erkenntnis war äußerst signifikant und hat seither zur Entwicklung therapeutischer Ansätze zur Senkung der Amyloidproduktion bei Patienten geführt. Professor Haass demonstrierte in Zusammenarbeit mit Hardy, wie Amyloid produziert wird und wie genetische Mutationen in Familien mit sehr aggressiven und seltenen Formen der Alzheimer-Krankheit die Produktion von Amyloid beeinflussen.

Entwicklung neuer Therapien

Professor Haass generierte kürzlich Mausmodelle, um Entzündungen bei neurodegenerativen Erkrankungen zu untersuchen, die nach seinen Erkenntnissen zumindest anfänglich eine schützende Rolle spielen. Er stellte fest, dass genetische Mutationen die Funktion spezieller Immunzellen – der Microglia – im Gehirn verändern und dies zum Ausbruch der Alzheimer-Krankheit führen kann. Diese Erkenntnis führte zu einem völlig neuen Ansatz bei der Entwicklung neuer Therapien durch Modulation der Aktivität von Microglia.

In Europa sind zirka 10 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt. Trotz der dramatischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte zählt Alzheimer zu den am schwersten zu behandelnden Krankheiten.

Der Brain Prize der Lundbeck Foundation

Der mit 1 Mio. Euro dotierte Brain Prize wird von der Lundbeck Foundation in Dänemark 2018 im achten Jahr in Folge verliehen. Der Brain Prize ist eine persönliche Auszeichnung für einen oder mehrere Wissenschaftler, die sich durch herausragende Beiträge zur Hirnforschung ausgezeichnet haben. Die Lundbeck Foundation ist eine der größten Industriestiftungen in Dänemark mit einem Marktwert von mehr als 60 Milliarden DKK. Sie stiftet jährlich rund 500 Millionen DKK zur Unterstützung der dänischen biomedizinischen Forschung mit besonderem Fokus auf der Neurogesundheit. Vision der Stiftung ist, die Lebensqualität durch neue Erkenntnisse zu verbessern.

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