Medica und Compamed 2022
Vitale Plattformen in bewegten Zeiten
Medizinmesse Medica und Compamed, Messe für den medizintechnischen Zulieferbereich untermauern ihr starkes Ergebnis aus dem Vorjahr – ungeachtet unverändert angespannter Rahmenbedingungen. In 2022 gab es noch mehr ausstellende Unternehmen und eine deutliche Steigerung bei der hinsichtlich des teilnehmenden Fachpublikums, wie die Bilanz nach vier Messetagen zeigte.
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Vom 14. bis 17. November 2022 kamen mehr als 81.000 Besucherinnen und Besucher nach Düsseldorf zu den beiden Fachmessen Medica und Compamed Hier wurde ihnen von den insgesamt über 5.000 Beteiligungen aus 70 Nationen eine Vielfalt an Neuheiten für eine moderne ambulante und klinische Versorgung geboten – inklusive aller Komponenten, Produkte und Verfahren ihrer Entwicklung und Fertigung. Der Anteil internationaler Fachbesucherinnen und Fachbesucher lag bei drei Viertel, hauptsächlich aus europäischen Ländern. Besonders zahlreich war auch Fachpublikum aus Südkorea, USA sowie Besuchergruppen aus Indien und nordafrikanischen Ländern vertreten.
„Flagge zeigen, überzeugende Neuheiten präsentieren, Networking intensivieren: Das sind für die Unternehmen die Mittel der Wahl, um in einem herausfordernden Marktumfeld Stärke zu demonstrieren. Dazu boten die Medica und die Compamed mit ihrer internationalen Strahlkraft und einem hohen Maß an Entscheidungskompetenz seitens des besuchenden Fachpublikums beste Gelegenheiten“, unterstreicht Erhard Wienkamp, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, die besondere Rolle beider Veranstaltungen als Plattformen für das globale Healthcare-Business. Mehr als 80 Prozent aller Fachbesucherinnen und Fachbesucher sind nach Veranstalter-Angaben in ihren Unternehmen und Einrichtungen maßgeblich in wichtige Geschäftsentscheidungen eingebunden.
Medizintechnik-Forum
Um in einem dynamisch sich verändernden Marktumfeld verlässlich über Ländergrenzen hinweg passgenaue Lösungen für Kliniken sowie den ambulanten Bereich anbieten zu können, setzen Medizintechnik-Unternehmen stärker denn je auf Kooperationen – sowohl hinsichtlich der Fertigung, als auch in Bezug auf die Vermarktung, den Vertrieb oder After-Sales-Services. Aus diesen Gründen ist die MEDICA als Ausgangspunkt für internationales Business geradezu prädestiniert, wie Yvonne Glienke, Geschäftsführerin des Medizintechnik-Netzwerks Medical Mountains, unterstreicht: „Die Medica ist für uns und die Unternehmen aus unserem Netzwerk eine wichtige Plattform, um Kontakte auszubauen und Partner für gemeinsame Projekte zu finden. Beide Aspekte fließen im Medica Tech Forum zusammen. Hier konnten wir erstmals unsere Expertise an der Seite des Industrieverbands Spectaris einbringen und auch einen Netzwerkabend ausgestalten. Kooperation und Kommunikation sind die Triebfedern, um die Medizintechnik-Branche voranzubringen“.
Das von Spectaris und Medical Mountains gemeinsam organisierte Forum bot einen Überblick zu derzeit besonders relevanten Medizintechnik-Themen. Dabei fanden u. a. die Sessions zu Aspekten der Produktzulassung, Zertifizierungsfragen oder Marktbesonderheiten in Bezug auf ausgewählte Ländermärkte wie etwa Großbritannien, Norwegen oder China viel Anklang seitens des Medica-Publikums.
Das Interesse daran verwundert nicht. Laut aktueller Spectaris-Angaben erwirtschaftet die deutsche Medizintechnik-Industrie zwei Drittel ihres Umsatzes mit Exportgeschäft. Dieses Geschäft anzukurbeln, hat sich auch die German Health Alliance (GHA) als breit aufgestellte Initiative mit Mitgliedern aus Industrie, Logistik, Forschung, dem Bankenbereich und NGOs zum Ziel gesetzt. Beste Voraussetzungen der Zielsetzung entsprechend seien bei der MEDICA gegeben, wie Heike Lange, Mitglied der GHA-Geschäftsführung, mit Blick auf das Messegeschehen hervorhebt: „Die MEDICA mit der Beteiligung zahlreicher internationaler Aussteller bietet für die Mitgliedsunternehmen der GHA eine gute Gelegenheit, um internationale Kooperationspartner zu treffen, ob als Besucher oder mit einer Beteiligung als Aussteller. Aus dieser Kombination ergeben sich häufig erweiterte Möglichkeiten der Kooperation, insbesondere auch im Hinblick auf die exportorientierten Unternehmen unter unseren Mitgliedern.“
Digitalisierung im Fokus – Neuheiten für smarte Prozesse
Als Resümee in Bezug auf die Fülle der präsentierten Neuheiten und die in den Fachforen oder begleitenden Konferenzen intensiv diskutierten Themen lässt sich zusammenfassen: Corona ist unverändert „Dauerbrenner“-Thema. Nicht zuletzt daraus folgend ist die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in nahezu allen Ländern noch stärker in den Fokus gerückt. Und eine angespannte Personal- und Kostensituation bei den Leistungserbringenden treibt die Produktentwicklung hin zu innovativen Lösungen für smarte Prozesse.
So bleiben im Kontext der Corona-Pandemie und einer zunehmenden Ambulantisierung der Gesundheitsversorgung z.B. Produkte und Services für die „Point-of-Care“-Diagnostik stark nachgefragt. Unter dem Titel „COVID-19: The Challenge Remains” lieferte dazu passend eine Session auf dem „MEDICA LABMED FORUM" die medizinische Betrachtung und den inhaltlichen Brückenschlag. Diskutiert wurden aktuelle Herausforderungen ausgehend von immer neuen Virusvarianten und die Notwendigkeit, sowohl Diagnostik als auch Vakzine entsprechend anzupassen. Das Erkennen neuer Virusvarianten, die Immunitätstestung mithilfe von Antikörper- und T-Zell-Tests und Ansätze zur Entwicklung eines universellen COVID-19-Vakzins standen u. a. im Blickpunkt der Beiträge.
Der „Booster“ für die Digitalisierung des Gesundheitswesens und das Verlangen nach smarten Prozessen kommt indes der (digitalgetriebenen) Startup-Szene entgegen. Sie bekam während der Messetage vielfältige Optionen geboten, sich zu präsentieren. Anzuführen sind das „MEDICA CONNECTED HEALTHCARE FORUM“ als Dialogplattform zu Digital-Health-Trends mit integrierten Pitch-Wettbewerben speziell für Startups sowie auch der „MEDICA START-UP PARK“ als großer Gemeinschaftsstand mit rund 40 Beteiligungen. Den Wettstreit der „11. MEDICA START-UP COMPETITION“, bei der es jährlich um herausragende digitale Innovationen geht, entschied im Final Pitch das Start-up „IDOVEN“ aus Spanien für sich mit einer Cloud-basierten, KI-gestützten Plattform für die EKG-Analyse.
Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Robotik
Weitere von Start-ups bei der Medica 2022 gezeigten Innovationen betrafen insbesondere die Diagnostik am Patienten – Die Bandbreite reichte von einem handflächengroßen System für die drahtlose Überwachung von Ungeborenen, besonders konturanpassungsfähigen Ultraschallköpfen bis hin zu weiteren zahlreichen Lösungen auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI), etwa für die präzise Diagnose neurokognitiver Störungen auf der Grundlage von Augenbewegungen oder die aufwandsreduzierte Anfertigung elektronischer Krankenakten.
Aspekt Klinikpersonal: Forschende am Fraunhofer IPA stellten ein System vor für die Patientenanamnese im Rahmen der Aufnahme in Kliniken, bei dem die unmittelbare Anwesenheit von medizinischem Personal nicht mehr erforderlich sein wird. Ausgetüftelte Sensorik sorgt für die automatische Erfassung von Vitaldaten, ein Avatar unterstützt bei der Befragung des Patienten. Die Entwicklung hin zu automatisierten Prozessen bestätigt auch Axel Weber, Vice President Sales Medical Robotics, KUKA Deutschland GmbH (Division Robotics): „Die MEDICA ist die größte Medizintechnik-Fachmesse der Welt. Wir beteiligen uns an der Messe, da sie für uns die ideale Plattform darstellt, um unsere innovativen Technologien zu präsentieren. Mit unserer Robotik gestalten wir die Medizintechnik von morgen. Ein Trend ist die Zunahme von mehr Autonomie in Systemen in der Medizintechnik. Diese werden durch zahlreiche Sensorik und gestützt durch künstliche Intelligenz in Zukunft mehr und mehr Aufgaben eigenständig durchführen können. Das ist beispielsweise schon in der Reha der Fall. Zukünftig werden wir es aber auch mehr und mehr in der Chirurgie sehen.“
Der Zulieferbereich:
Compamed zeigt Technologien
Leistungsfähige Komponenten und digitalisierte Lösungen, etwa Sensoren, Akkus, Chips, bioverträgliche und zugleich ultradichte Beschichtungen oder auch Funkmodule für mobile Diagnostikgeräte (u. a. Wearables), Implantate und auch Laborequipment: Rund 700 Unternehmen präsentierten ihre Lösungen für die Medizintechnik-Industrie sich bei der Compamed in zwei Hallen. Derzeit besonders im Trend und deshalb auch ein Thema in zwei gut besuchten Programm-Sessions beim „COMPAMED HIGH-TECH FORUM“ des Fachverbandes IVAM: die Mikrofluidik. Das Handling von Flüssigkeiten auf kleinstem Bauraum ist bedeutsam für labormedizinische Testverfahren und auch durch die Corona-Pandemie nachhaltig in den Fokus gerückt.
Messeplus: Gesundheitstipps auf der Medica
„Live und real“ statt nur in Form virtueller Avatare konnten Besucherinnen und Besucher an allen Messetagen siegreiche Olympioniken treffen: Heike Henkel, Olympiasiegerin im Hochsprung, und Lars Riedel, Olympiasieger im Diskuswerfen, standen im Mittelpunkt des regen Interesses beim „MEDICA SPORTS HUB“ – einer neuen Aktionsfläche inmitten des Themensegments der Physiotherapie. Dabei ging es in Kurzvorträgen und ergänzt um kleinere Übungen zum Mitmachen um Tipps & Tricks für gesunderhaltenes Training, richtige Ernährung, Team-Erfolg oder Aspekte psychischer Gesundheit. Bei diesen Themen wussten Heike Henkel und Lars Riedel nicht nur aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz als Sportprofis zu berichten, sondern zudem aus einer unverändert aktiven Gegenwart. Henkel berät als zertifizierte Mentaltrainerin Leistungssporttreibende, Riedel spielt passioniert Golf. Messetäglich bat er deshalb zum speziellen Golfer-Warm-up im Hinblick auf eine perfekte Rotation des Körpers. Die Medica kennt er als gefragter Markenbotschafter im Medizinbereich gut: „Es ist immer wieder spannend hier zu sehen, wie sich Produkte und Technik weiterentwickeln“.
Medica und Compamed in 2023
Der nächste Termin für die Fachmessen Medica und Compamed in Düsseldorf:
13. – 16.11.2023
Quelle: Messe Düsseldorf